Die Zukunft jetzt schon im Herzen tragen
Vechta, 16. Mai 2013. Modernste Methoden in der Stenttechnik garantieren Herzpatienten im Südoldenburger Münsterland die bestmögliche Therapie. Die neuesten Stents (Gefäßstützen) lösen sich auf, das Herzkranzgefäß ist dann „repariert“ und übernimmt wieder seine normale Funktion. Durch den engen wissenschaftlichen Kontakt der Kardiologie des St. Marienhospitals Vechta mit den Universitätszentren Hannover und Münster ist es nun auch für Patienten im Südoldenburger Raum exklusiv möglich, diese neue Therapie zu erhalten. Bisher war diese Therapieform den Universitäten vorbehalten. Durch enge Gespräche mi den Kostenträgern ist es der Kardiologie Vechta jedoch gelungen, diese Technik zukünftig auch für Patienten der Kreise Vechta, Diepholz und Cloppenburg zu ermöglichen.
Ein langer Traum für Kardiologen wird wahr: Herzkranzgefäßverengungen mit einem Stent behandeln und nichts zurücklassen als ein gesundes Gefäß. Diese jetzt ausgereifte Therapie ist auf dem aktuellsten Stand der Technik und klingt doch wie eine Zukunftsvision.
Verengungen und Verschlüsse der Herzkranzgefäße stellen für betroffene Patienten eine bedrohliche Situation dar. Eine Durchblutungsstörung des Herzens (Angina pectoris) kann in einen Herzinfarkt münden. Dies ist die Folge von Herzkranzgefäßveränderungen wie beispielsweise Cholesterineinlagerungen. In Deutschland werden über 300.000 Patienten jährlich am Herzen mittels Herzkatheter untersucht.
Eine Therapie von Verengungen umfasst häufig nicht nur die Weitung (mittels Ballon) der Herzkranzgefäße, sondern auch die Implantation von so genannten Gefäßstützen (Stents aus Edelmetalllegierungen), die die Aufgabe haben, den kontinuierlichen Blutfluss und damit die Sauerstoffversorgung zu sichern.
Diese Metallstützen hatten bisher aber immer auch das Risiko einer erneuten Verengung des betroffenen Gefäßes inne. Und zwar durch eine Narbenwucherung oder eine Thrombose an den Metallstreben. Mit Hilfe von neuen, medikamentenbeschichteten Stents konnte dieses Risiko der Gefäßwandwucherung zwar bereits reduziert werden, dennoch bestand weiterhin die Gefahr eines erneuten Verschlusses.
In Zusammenarbeit mit Biochemikern wurde nun ein Stent aus Milchsäureverbindungen (Polylactiden) entwickelt. Er hat die Fähigkeit, sich nach zwei Jahren komplett in seine Bestandteile gefahrlos aufzulösen. Hierbei verstärkt das „Grundgerüst“ (Scaffold) ähnlich einem Baugerüst für 6-9 Monate die abheilende Gefäßwand. Die zusätzlich aufgebrachten Medikamente auf der Milchsäureverbindung unterstützen die Heilung und verhindern eine Wiedereinengung. Am Ende der Auflösungsphase bleibt ein ganz normal funktionierendes Herzkranzgefäß zurück. Wenn das Gefäß wieder funktioniert, kann das Baugerüst verschwinden. Der natürliche Zustand ohne Fremdkörper ist wieder hergestellt.
Nach intensiven Gesprächen mit dem Hersteller und einem Training der vier interventionellen Kardiologen des St. Marienhospitals Vechta ist es nun möglich, ausgesuchten Patienten diese revolutionäre CE-zertifizierte Therapie (d.h. Entsprechung der auferlegten Anforderungen der Europäischen Union) anzubieten.
„Die neuen Stents tragen erheblich zur Verbesserung der Therapie von Herzkranzgefäßerkrankungen bei. Die Implantation ist speziell, aber in geübter Hand vollkommen problemlos“, erörtert Dr. Achim Gutersohn. Sie kann auch bei Herzinfarkten Anwendung finden. Somit ist es den interventionellen Kardiologen um den Vechtaer Chefarzt auch in der 24h PTCA Herzinfarkt-Bereitschaft möglich, diese neue Technik zu verwenden.
Allerdings kann nicht komplett auf die bewährten Metallstents verzichtet werden: Nicht alle Patienten profitieren von der neuen Technik, da die Behandlung von stark verkalkten oder verzweigten Gefäßen sowie Gefäßaufzweigungen weiterhin eine Domäne der konventionellen beschichteten Metallstents bleibt. „Wie immer in der Therapie von Patienten gilt auch hier die Maxime, dem Patienten individuell gerecht zu werden und eine optimale Therapie für jeden Einzelnen anbieten zu können. Durch diese bahnbrechende neue Technik können wir den Patienten eine weitere, verbesserte Therapie anbieten“, erklärt Dr. Achim Gutersohn.
Bildnachweis: Abbot